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    Hab und Gut in aller Welt
3. Teil: Brasilien

Deutschland 2002/2003, 28 min.
 
 

Buch/Regie: Gerlinde Böhm Kamera: Ralf Klingelhöfer Ton: Oliver Lumpe Schnitt: Gerlinde Böhm Fernsehanstalt/
Pro
duktion:
ZDF/Arte, Red. Doris Hepp, Anne Even, Gerlinde Böhm Filmproduktion
Verfügbare Formate: BETA-SP, VHS

 

   

Die dokumentarische Serie portraitiert Familien aus zehn verschiedenen Ländern. Im Mittelpunkt steht Sein und Haben an so unterschiedlichen Orten wie einem Bauernhof in Bali oder einer Kleinstadt in Grönland. Der Blick auf Details, Kamerafahrten durch Küchen, Schlaf- und Wohnräume, Schilderungen eines ganz normalen Familientags vom Aufstehen bis zum Schlafengehen zeigen die Vielfältigkeiten und Gemeinsamkeiten des tagtäglichen Lebens in aller Welt. Die einfache Frage, welche Dinge den Menschen am meisten am Herzen liegen, gibt Einblicke in scheinbar Vertrautes und eigensinnig Fremdes. Arme und Reiche erzählen von den Mühseligkeiten und Freuden, ihren Hoffnungen, Entbehrungen und Träumen und bleiben dabei Autoren ihrer eigenen Geschichte.

1. Kirgistan
Weil es schwer ist im heutigen Kirgistan Arbeit zu finden, ziehen die Ärztin Kalbübü und der Ingenieur Kanatbek, die elf Kinder großgezogen haben, im Sommer mit ihren Schafen und Pferden aus ihrem Dorf hoch in die Berge, leben in einer traditionellen Jurte, ohne Wasser und Strom, am Rande einer Landstra0e und verkaufen die dort beliebte vergorene Stutenmilch als Erfrischungsgetränk an die Durchreisenden. Im Winter kehren sie zurück in ihr Haus im Dorf und zeigen stolz die vielen Elektrogeräte, den Fernseher und vor allem den Heizstrahler. Der Rückgriff auf Traditionen hilft ihnen, sich durch die Mühseligkeiten des postsowjetischen Alltags zu schlagen. Ein Leben in einem anderen Land, ohne die Berge, ihre Schafen und Pferde, können sie sich nicht vorstellen.

2. Grönland
Traditionen sind wichtig im modernen Grönland. Jeden Winter fährt der Fischer Peter mit dem Hundeschlitten hinaus auf dem Eisfjord, um Robben und Schneehühner zu jagen oder Heilbutt zu angeln. Zusammen mit seiner Frau Daaya, die im städtischen Kindergarten als Erzieherin arbeitet und drei Kindern lebt er in der Kleinstadt Ililissat im Norden Grönlands. Ihr wichtigster Besitz, sagt Daaya, sei ihre Nationaltracht, die heute nur noch an Feiertagen getragen wird. Ob sich die Familie vorstellen könnte, in einem anderen Land zu leben? Nein, aber weiter im Norden Grönlands würde Daaya gerne wohnen. Dort, wo der Winter noch härter und das Leben naturverbundener ist, stärker im Einklang mit den Traditionen der Eskimos.

3. Brasilien
Die Wäscherin Vera und der arbeitslose Wachmann Vivaldo wohnen in einem einfachen Viertel von Salvador de Bahia im Nordosten Brasiliens. Seit seiner Entlassung hilft Vivaldo seiner Frau, die Berge von Wäsche zu bügeln, die Vera in großen Paketen in die Häuser betuchter Familien bringt, um neue schmutzige Wäsche einzusammeln. Im kleinen Haus der beiden wohnen drei Generationen unter einem Dach. Nur weil alle Kinder zum Familienunterhalt beitragen, kommt die Familie knapp über die Runden. Vivaldo liebt seine Stereoanlage, Vera „Tele-Novelas“, die Soap Operas, die sie nach Feierabend im Fernsehen sieht, und träumt davon, wenigstens einmal in ihrem leben nach Rio de Janeiro oder Sao Paulo zu reisen.

4. Mali
Yacuba ist Bauer und lebt – wie in Mali üblich – in Polygamie. Mali ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die große Mehrheit der Menschen lebt in Dörfern mit traditionellen afrikanischen Strukturen: In einem Hof wohnen mehrere Brüder zusammen mit ihren Frauen und Kindern, an der Spitze ein Familienältester, der nicht selten bis zu 80 Personen vorsteht. Yacuba baut Erdnüsse, Bohnen, Hirse und Reis an, seine beiden Frauen verkaufen die Produkte auf dem Markt im Nachbardorf, zu dem sie zwei Stunden mit dem Eselskarren unterwegs sind. Die beiden Frauen sprechen darüber, dass sie unter der Polygamie leiden und dass sie sich oft gewünscht haben, einen reichen Mann zu heiraten – am besten einen aus Europa.

5. Guatemala
Der Atitlan-See gehört wegen seiner landschaftlichen Schönheit und der Exotik der indianischen Bevölkerung zu den touristischen Attraktionen Guatemalas. Hier leben Juan und Maria mit ihren sieben Kindern, die viele Stunden am Tag weben, um in Heimarbeit jene bunten Stoffe herzustellen, die so typisch für die Region sind. Juan baut nebenher noch etwas Mais an und fährt nachts auf den See, um Fische zu fangen, die Maria am nächsten Morgen auf dem Markt am anderen Ufer des Sees verkauft. Nur Juan spricht neben seiner Muttersprache Caqchiquel ein wenig Spanisch und kann mit Mühe und Not ein Dokument unterschreiben. Seiner ältesten Tochter Santa kommen die Tränen, als sie von den Demütigungen erzählt, die sie als Analphabetin täglich erleidet. Was sich die Familie am meisten wünscht? Ein Ende des jahrelangen Streits mit den Nachbarn.

 
     
Kontakt: Gerlinde Böhm Filmproduktion, Jagowstr. 17, 1055 Berlin, Tel. 030-39889909, Fax 030-39889916, e-mail: gerlinde@boehmfilm.de