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    Fremde Kinder: 
Lulin im Paradies

Deutschland 2004, 30 min.
 
 

Buch/Regie: Philip Escobar Jung Kamera: Maximilliam Plettau Ton: Johanna Herr Schnitt: Julia Zantl Fernsehsender/Produktion: HFF München, ZDF/3sat, Red. Katya Mader Verfügbare Formate: BETA-SP, VHS

    Karibikinsel Vieques, einem Teil des mit den USA assoziierten Inselstaates Puerto Rico. Und eigentlich könnte Lulin den ganzen Tag seiner großen Leidenschaft, dem Surfen nachgehen. Doch das vermeintliche Paradies hat eine Schattenseite: An mehr als 200 Tagen im Jahr fallen im Rahmen militärischer Übungen der US-Armee scharfe Bomben. Dann kann Lulin natürlich nicht ins Meer. Durch einen langen Zaun wird Vieques in zwei Zonen geteilt. Auf der einen Seite - fast drei Viertel der Inselfläche - probt die US-Armee seit Jahrzehnten den Ernstfall. Auf der anderen Seite, zwischen Absperrungen und Warnschildern leben die noch verbliebenen Inselbewohner. So auch Lulin, seine vier Geschwister und Großeltern. Lulins Vater hat die Familie schon vor langer Zeit in Richtung USA verlassen, und auch die Mutter war wenig später gezwungen, in den Vereinigten Staaten nach Arbeit zu suchen. Lulins Großeltern engagieren sich seit Jahren im Kampf gegen die übermächtige US-Armee und für eine endgültige Beendigung der Truppenübungen. Für die Kinder ist dieser "Befreiungskampf" einerseits ernste und stolze Familientradition, andererseits aber auch reicher Fundus für ihre spielerische Freizeitgestaltung: Demonstrationen am Militärzaun, kleine Sabotageakte, wie Löcher in den Maschendraht schneiden oder Steine gegen die Absperrung werfen, gehören für die Kinder zum Alltag und werden von den amerikanischen Soldaten geduldet. Philip Escobar Jung stammt selbst aus Puerto Rico. Er hat Lulin beobachtend begleitet und einen nachdenklichen Jungen porträtiert, dessen Persönlichkeit und Alltag von der Erfahrung des Verlusts der Eltern und von der täglichen Konfrontation mit Besatzern, deren Bombardements und Schießübungen, gesundheitsschädlichem militärischem Müll und verschmutzten Gewässern geprägt ist. Dabei hat er sich ganz auf die Lebenswelt und subjektive Perspektive des Jungen eingelassen und darauf verzichtet, die großen sozialen und politischen Zusammenhänge objektiv darzustellen. Nach Beendigung der Dreharbeiten hat die US-Armee nach 60 Jahren Waffen- und Munitionstests Vieques verlassen. Wie in Zukunft mit der Verschmutzung des Militärgebietes umgegangen wird, ist unklar. Am 1. Mai 2004 jährte sich der Abzug der US-Armee zum ersten Mal.
 
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