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Einladung zum
Tanz – Nairobi, Kenia: Körper und Tabus |
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Buch/Regie: Gerhard Schick Kamera/Ton: Gerhard Schick, Jenny Schenk Schnitt: Olaf Sprecker Fernsehanstalt/Produktion: WDR/3sat Verfügbare Formate: BETA-SP, DVD
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Die 39jährige Kölner
Tänzerin und Choreographin Gerda König hat Muskelatrophie. Weil sich
kein Muskelgewebe bildet, führt sie ein Leben ohne Kraft in Armen und
Beinen. Sie ist auf den elektrischen Rollstuhl angewiesen. Auf den
ersten Blick wirkt die zierliche Frau schutzbedürftig und zerbrechlich.
Doch auf der Bühne entfaltet sich eine faszinierende Persönlichkeit. Mit
kleinsten Bewegungen zieht sie die Zuschauer in ihren Bann. In ihren
Stücken setzt sie sich mit der gesellschaftlichen Funktion von Tabus
auseinander. Den Mut, die Zuschauer ungewöhnlichen und provozierenden
Bildern auszusetzen, schöpft sie aus dem Kampf mit der Alltagswelt, den
sie selbst tagtäglich führt. Seitdem Gerda König 1995 die Tanzcompany
DIN A 13 gegründet hat, ist sie nicht nur in Deutschland, sondern auch
international überaus erfolgreich. Weltweit gibt es nur wenige
Tanzgruppen von „Tänzern mit und ohne körperliche Besonderheiten“, wie
sie es ausdrückt, die auf diesem Niveau arbeiten. Der Film beobachtet
exemplarisch die Entstehung des Tanzstücks „CounterCircles“ in Nairobi.
In einer aufwendigen Audition wurden dort fünf behinderte und
nichtbehinderte Tänzer für die achtwöchige Arbeit ausgewählt. Dazu kamen
zwei Tänzer des festen deutschen Ensembles. In dem ostafrikanischen Land
existiert kaum eine professionelle Tanzszene und die meisten Kenianer
sind noch nie mit der Kunstform Tanztheater in Berührung gekommen.
Während die nichtbehinderten Tänzer über eine gewisse Erfahrung
verfügten, hatten die behinderten Tänzer nie zuvor auf der Bühne
gestanden. Von der ersten Probe bis zur gefeierten Premiere im
Nationaltheater war es ein langer Weg. Das Ergebnis ist nicht nur in
künstlerischer Hinsicht überaus gelungen, es spiegelt auch die
gesellschaftliche Realität in Nairobi genau wieder. Wie in vielen
afrikanischen Ländern leben Arm und Reich auf engstem Raum zusammen,
sind aber durch sichtbare und unsichtbare Grenzen klar voneinander
getrennt. Diese Trennung zwischen Armut und Reichtum, zwischen innen und
außen wird zum Leitmotiv des Stücks. Die Einblicke in die sozialen
Verhältnisse kommen aus erster Hand, denn Gerda Königs Tänzer wohnen
selbst in den Slums, die die Hauptstadt umgeben. Der Film zeigt den
künstlerischen Prozess der Entstehung des Stücks und bietet gleichzeitig
einen ungewöhnlichen Einblick in die ostafrikanische Kultur und
Lebensweise. |
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Kontakt: WDR, Appellhofplatz 1, 50667 Köln, Tel. 0221-220-3699, Fax 0221-220-2779, e-mail: reinhard.wulf@wdr.de |