20. Fernsehworkshop Entwicklungspolitik
5. Eine-Welt-Filmpreis NRW beim 20. Fernsehworkshop Entwicklungspolitik und Sonderpreis "Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt" Zum 5. Mal wurde während
des Fernsehworkshop Entwicklungspolitik, der vom 14.-17.05.2009 in der Ev.
Akademie Arnoldshain stattfand, Filme für den Eine-Welt-Filmpreis NRW vorgeschlagen. Der
Preis wird vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen
und Integration des Landes NRW gestiftet.
Mit dem
Preis
werden Arbeiten von Autorinnen und Autoren gewürdigt, deren
Filme für Probleme in Ländern des Südens sensibilisieren, die aber auch
Ansätze zur Veränderung aufzeigen und einen Perspektivwechsel ermöglichen.
Die Mitglieder der Jury: Shaheen Dill-Riaz Filmemacher und
Produzent, Berlin Lutz Gräfe Filmjournalist, Köln Irina Grassmann Ev. Medienzentrale, Medienhaus GmbH, Frankfurt/M. Hanns-Georg Helwerth Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Stuttgart Dr. Franz Kössler ORF, Red. Weltjournal, Wien 5. Eine-Welt-Filmpreis NRW Memory
Books – damit du mich nie vergisst Im
Schein der Öllampe putzen sich Dennis und Chrissi jeden Abend die Zähne.
Sehr gewissenhaft achtet der 10-Jährige dabei auf seine kleine Schwester.
Die beiden sind Vollwaisen, zwei von etwa 2 Millionen Aidswaisen Ugandas.
In dem ostafrikanischen Land ist daher ein besonderes Projekt entstanden:
„Memory Books“. Aidskranke Frauen werden angeregt, zusammen mit ihren
Kindern Erinnerungsbücher zu schreiben. Offen und ehrlich, gleichzeitig
aber auch sehr sensibel wird den Kindern nahe gebracht, dass sie bald auf
sich allein gestellt sein werden. Zugleich erhalten sie eine
Familiengeschichte, die ihnen für die Zukunft ohne Mütter Halt und
Orientierung bietet. Gold
über alles In
einer verlassenen Region von Guinea, Westafrika, trifft eine große
Aufbereitungsanlage für eine Goldmine ein. Für die ortsansässige Bevölkerung
eröffnet die Mine auf den ersten Blick neue wirtschaftliche Möglichkeiten.
Das Verhältnis zwischen den Arbeitssuchenden vor Ort und dem ausländischen
Personal, angezogen vom Gold und schnellem Gewinn, birgt aber auch ein
hohes Maß an Konflikten. Im Fall von Schwierigkeiten ziehen die Betreiber
der Anlage das Militär hinzu. Der Film zeigt, wie das Gold, das in großem
Stil auf Kosten der Natur aus dem Boden befördert wird, das Leben der
Menschen, die in seiner Nähe leben, verändert, und er porträtiert jene
Menschen, die mit diesen Veränderungen zu kämpfen haben. Deweneti.
Irgendwo in Afrika Der
lebenslustige Junge Ousmane lebt in Dakar, der Hauptstadt Senegals, und
verdient sich auf geschickte Art seinen Lebensunterhalt: Er verkauft einem
Polizisten, einer Marktfrau und anderen Personen seine Dienste, indem er
ihnen verspricht, für sie zu beten und dafür zu sorgen, dass sich ihre Wünsche
erfüllen. Als Ousmane in einem Spielwarengeschäft eine Schneekugel mit
dem Weihnachtsmann entdeckt, beschließt er, die Wünsche seiner
Kundschaft von nun an ernst zu nehmen und sie in einem Brief an den
Weihnachtsmann festzuhalten. Da ihm der Imam beim Verfassen der Wünsche
nicht helfen will, sucht Ousmane einen Schreiber auf, der ihm den Brief für
500 Francs mit der Schreibmaschine schreibt. Auf die Frage, ob er selber
denn keinen Wunsch hat, meint Ousmane nur „Doch, natürlich“. In den
Brief will er seinen Wunsch aber nicht aufnehmen, denn er weiß, dass es
in den Straßen von Dakar schon bald zu schneien beginnen wird. Filmempfehlung Die
Weggeworfenen. Geschichte einer Abschiebung Im
September 2006 wurde die Familie Kpakou aus Togo abgeschoben, nachdem sie
13 Jahren in Deutschland gelebt hatte. Mit dem ersten europäischen
Sammelabschiebeflug, der von Deutschland organisiert war, wurden sie zurück
nach Togo gebracht. Nur Vater Christopher Kpakou lebt noch immer in Cölbe,
unweit von Marburg, weil er
am Tag der Abschiebung zusammenbrach und nicht transportfähig war.
Bis heute überweisen ehemalige Nachbarn und Freunde regelmäßig Geld
nach Togo, um Existenz und Ausbildung der Kinder zu sichern. Diese sind in
Deutschland aufgewachsen, waren in Cölbe integriert, lebten und fühlten
sich als Deutsche. Jetzt lernen Celestine und ihre Schwestern Schneidern,
ihre deutsche Schulbildung nutzt ihnen im afrikanischen Alltag nichts, die
dort notwendigen Überlebenstechniken haben sie nicht gelernt.
Von ihren Kolleginnen werden sie als die „Weggeworfenen“ verspottet,
die mit leeren Händen aus Europa zurückgekommen sind. Ihr jüngere
Bruder Richie bereitet sich in Ghana auf sein Abitur vor, wohin er mit
seiner Mutter gezogen ist, weil dort in englischer Sprache unterrichtet
wird. Die Familie driftet langsam auseinander. Die 18jährige Belinda hat
es nicht mehr ausgehalten und ist seit Monaten spurlos verschwunden. Ihr
älterer Bruder Kokou macht sich auf die Suche nach ihr. Sonderpreis "Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt" Alptraum
im Fischerboot. Afrikas Flüchtlinge und Europas Fischereipolitik Der Evangelische Entwicklungsdienst hat im Rahmen des 20. Fernsehworkshop Entwicklungspolitik den Sonderpreis "Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt" ausgeschrieben, der sich auf Themen der gleichnamigen Studie bezieht. Es geht hierbei um Fragen der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sowie um die Auswirkungen der Globalisierung. Der Dokumentarfilm zeigt am Beispiel
westafrikanischer Staaten, welch unselige Auswirkungen die
Fischereipolitik der Europäischen Union hat: Die kleinen Fischer von
Senegal und Mauretanien verlieren durch die Konkurrenz der großen
europäischen Trawler ihre Fischgründe, das schrumpfende Einkommen führt
zur Verarmung der Bevölkerung, die weitgehend vom Fischfang lebt. Die -
vorwiegend jungen - Männer sehen keinerlei Zukunft mehr in ihren
Heimatländern und machen sich auf den lebensgefährlichen Weg übers Meer
nach Europa. Zehntausende Menschen sind in den letzten Jahren umgekommen.
Doch vor dem Hintergrund der aussichtslosen Lage in ihren Heimatländern
suchen immer mehr Afrikaner ihre Zukunft in Europa. Das wiederum schottet
sich mit immer aufwendigeren Grenzschutzmaßnahmen ab und schickt die
Gestrandeten umgehend zurück.
Eindrucksvolle Bilder von den halsbrecherischen Fahrten der
kleinen Fischerboote auf hoher See, bewegende Interviews mit gestrandeten
Flüchtlingen, Portraits senegalesischer und mauretanischer Fischer, die
ihre Existenz zu verliefen drohen, widersprüchliche Aussagen von
Politikern und Lobbyisten - der Film schildert, wie die EU-Politik mit
viel Geld immer neue Probleme schafft und wie der Preiskampf auf dem
europäischen Nahrungsmittelmarkt den Menschen im Süden die
Lebensgrundlage raubt und sie zur Flucht in die EU treibt: Was
Globalisierung von Wirtschaft und Märkten heißt und welche Folgen sie
für den einzelnen und für ganze Gesellschaften hat, wird in diesem Film
sichtbar.
Der 20. Fernsehworkshop
Entwicklungspolitik findet statt in Kooperation mit der Aktion Weißes
Friedensband und der Melanchthon-Akademie Köln. |